News  ·  27 | 01 | 2014

Titanus-Retrospektive: Eine Familienchronik des italienischen Films

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Am 67. Festival del film Locarno (6.–16. August 2014) erlebt das goldene Zeitalter des italienischen Kinos eine Renaissance. In der Retrospektive, die der Produktionsfirma Titanus gewidmet ist, kommt es zu einem Wiedersehen mit zahlreichen Legenden des italienischen Films. Gezeigt werden Werke von Regisseuren und Schauspielern wie Fellini, Visconti, Mastroianni, Gassmann, Loren, Lollobrigida und Cardinale.

Das Programm der Titanus-Retrospektive umfasst sowohl Meilensteine des italienischen Kinos als auch eher unbekannte Werke, sagt Carlo Chatrian, der künstlerische Leiter des Filmfestivals. Die im Jahre 1904 von Gustavo Lombardo gegründete Produktionsfirma gilt als Italiens grösste Traumfabrik. Ihre Bedeutung lässt sich mit derjenigen von Metro Goldwyn Mayer oder 20th Century Fox in den USA vergleichen, mit denen Titanus in den 1960er Jahren zahlreiche Koproduktionen realisierte.
Dieses goldene Zeitalter des italienischen Films steht im Zentrum der umfassenden Retrospektive, die alle Facetten des in Rom ansässigen Produktionshauses auslotet, von seinen Anfängen bis zur Gegenwart. Dem Festivalpublikum wird so eine Begegnung mit den ganz grossen Namen der italienischen Unterhaltungsindustrie geboten. Gezeigt werden u.a. die Melodramen mit dem Schauspielerpaar Amedeo Nazzari – Yvonne Sanson unter der Regie von Raffaello Matarazzo und die Filmreihen Pane amore und Poveri ma belli von Luigi Comencini und Dino Risi. Darüber hinaus kommen die wichtigsten Werke von herausragenden Regisseuren wie Federico Fellini, Luchino Visconti, Alberto Lattuada, Ermanno Olmi, Antonio Pietrangeli und Valerio Zurlini ebenso zur Geltung wie diejenigen von Spezialisten des Genrekinos wie Mario Bava, Antonio Margheriti, Riccardo Freda oder Camillo Mastrocinque. Und natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit Legenden der italienischen Schauspielergarde wie Alberto Sordi, Marcello Mastroianni, Vittorio Gassman, Sophia Loren, Gina Lollobrigida oder Claudia Cardinale.
Laut Chatrian bildet Titanus ein Universum, in dem sich populäres Kino und Autorenfilm vermengen und gegenseitig inspirieren: Ziel der Retrospektive ist es, die bislang verborgen gebliebenen Fäden freizulegen, die populäre Unterhaltung und künstlerische Recherche miteinander verknüpfen. Die Vorstellung von Spektakel, die dem kreativen Impuls von Lombardo Senior und Junior zugrunde liegt, ist in verschiedenen Genres und Epochen angesiedelt. Sie findet ihre Definition in einer Art Erzählung, die ein Land zu repräsentieren vermag, ohne dessen Vielfalt zu beeinträchtigen. Die Titanus-Filme stellen ein Spiegelbild Italiens dar, einer Nation, deren Identität das Ergebnis eines kontinuierlichen Wiederaufbauprozesses ist, ausgehend von Bruchlinien, die nie kaschiert werden. Gleichzeitig repräsentieren die Titanus-Filme ein Italien, das über seine Grenzen hinausdenkt und seine künstlerischen Visionen in ambitiösen Kooperationen mit den amerikanischen Majors und den grossen französischen Produktionsfirmen umsetzte.

Realisiert wurde die Retrospektive, die im zweiten Jahr durch die Schweizerische Post unterstützt wird, unter der Leitung der Filmkuratoren und Historiker Sergio M. Germani und Roberto Turigliatto. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Cineteca di Bologna, die das Titanus-Archiv verwaltet, dem Centro Sperimentale di Cinematografia – Cineteca Nazionale (es fungiert auch als Mitherausgeber der Publikation zur Retrospektive), dem Istituto Luce Cinecittà und der Cinémathèque suisse in Lausanne.

Das Programm der Titanus-Retrospektive wird nicht nur am 67. Festival del film in Locarno gezeigt, sondern auch in der Cineteca di Bologna, in der Cineteca Nazionale in Rome, in der Museo Nazionale del Cinema in Turin, in der Cinémathèque suisse, in den Cinémas du Grütli in Genf, am Filmpodium Zürich, im Film Society Lincoln Center in New York, in der American Cinematheque sowie an der USC School of Cinematic Arts in Los Angeles.

 

Poster: Ein authentisches Bild der Piazza Grande

Das offizielle Poster ist wie in den vergangenen Jahren von der in Lugano und London ansässigen Agentur Jannuzzi Smith gestaltet worden. Der Grafiker Michele Jannuzzi erklärt die Entstehungsgeschichte folgendermassen:
Die Piazza Grande ist ein aussergewöhnlich schönes Sujet, aber gleichzeitig auch ein sehr bekanntes, da es sich um einen der meistfotografierten Orte der Schweiz handelt. Uns war daher von Anfang an bewusst, dass wir keinen neuen Blickwinkel suchen durften, sondern stattdessen einen ganz bestimmten Moment festhalten mussten. Wir fanden diesen gegen Ende der Vorführung, wenn bereits der Abspann des Films läuft.
In diesem Augenblick leuchten die Fassaden der Häuser in tausend Farben, während ein ungewohntes rotes Lichtband die Notausgänge markiert. Im Schein der Beleuchtung der Restaurants, die langsam wieder ihren Betrieb aufnehmen, erscheint die Vorführkabine wie ein Raumschiff, das kurz vor dem Abheben steht, und in der Menschenmasse, die sich jeden Abend schweigend die Filme zu Gemüte führt, macht sich langsam Partystimmung breit.
Diese Szene, bei der niemand Regie führt und in der es keine Choreografie gibt, dauert nur wenige Sekunden. Wir haben keine Tricks angewandt oder Bildmanipulationen vorgenommen, sondern lediglich eine geeignete Belichtung und einen passenden Standpunkt gewählt, und haben so ein neues, authentisches Bild der Piazza Grande erhalten.

Das Poster 2014 kann unter www.pardo.ch heruntergeladen werden (bitte Passwort anfordern unter press@pardo.ch)

 

Medienservice
67° Festival del film Locarno
6-16 | 8 | 2014
Via Ciseri 23 | CH-6601 Locarno
tel +41 91 756 21 21 | fax +41 91 756 21 49
press@pardo.ch | www.pardo.ch

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