News  ·  08 | 08 | 2018

Ein Festival, vier Sprachen

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Deutsch, französisch, italiensch und rätoromanisch. Sensibilität, Kollaboration, gegenseitige Verständigung und die gemeinsame Verantwortung; Mit dem Debüt eines rätoromanischen Films – Amur senza fin – richtet Locarno71 seine Scheinwerfer auf seine Kultur, sein Erbgut und seine Geschichte; ein Licht der Viersprachigkeit und eine vierstimmig Stimme – die der Schweiz. Eine Besonderheit, die in erster Linie ein wertzuschätzender Reichtum ist.

Besonders auf der Bühne eines internationalen Ereignisses, die eine fünfte Sprache spricht – eine universale, von Bildern und Emotionen geprägte: die Sprache des Kino. Nicoletta Mariolini, Bundesbeauftragter für Mehrsprachigkeit, kümmert sich täglich um die Förderung und den Schutz der vier Sprachen. «Einer der zentralen Aspekte, an dem wir täglich arbeiten, ist das Bewusstsein jedes einzelnen Akteurs im Territorium; ihn in die Verantwortung, die jeden von uns betrifft – vom einzelnen Bürger bis zum Kanton und dem Locarno Festival –, einzubinden. Entweder wird die Aufmerksamkeit und damit das Handeln geteilt und man beteiligt sich; andernfalls wird das Erreichen des Ziels unmöglich».

 

Was ist Ihr persönliches Engagement?

«Die Unterstützung des Bundesrates bei der Festlegung der strategischen Ziele bezüglich der Mehrsprachigkeitspolitik, sowie die Überwachung ihrer Umsetzung und die Bewertung ihrer Auswirkung». 

 

Und welche Schritte müssen unternommen werden?

«Ziel ist es, die Vertretung in den föderalen, öffentlichen Institutionen die Chancengleichheit der vier Sprachgemeinschaften ohne Diskriminerung und einen ausgewogenen und fairen Umgang mit unseren Amtssprachen zu gewährleisten. All dies ist ein Teil eines Makroziels; des nationalen Zusammenhalts und der Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften. Es geht darum, das Netzwerk einer konstanten, anhaltenden Beziehung zu knüpfen».

 

Können die Knotenpunkte diese Netzwerkes kulturelle Erlebnisse sein?

«Die Rolle einer Veranstaltung wie die des Locarno Festivals ist von wesentlicher Bedeutung, denn sie kann und muss einer der Eckpfeiler dieses nationalen Zusammenhalts sein – welcher die kulturelle, sprachliche und territoriale Vielfalt zu einer einzigen grossen Kraft vereint. Das Festival ist ein Botschafter regionaler Begebenheiten und der Viersprachigkeit. Deshalb ist es wichtig, dass es dazu beiträgt, unsere vier Landessprachen zu fördern und sie auf harmonische Weise in den internationalen Kontext zu integrieren».

 

Der Ausgangspunkt des Festivals ist italienisch.

«Dass das Festival in einer Minderheitsregion entstand, und dort weiterhin bestehen bleibt ist wichtig. Ausgehend von einer italophonen Wurzel - folglich einer Minderheit – hat sich das Festival zu einem nationalen und internationalen Botschafter der Schweiz entwickelt. Gerade eine Minderheitsregion hat eine der grössten Kulturereignisse der Landes geschaffen: fungierend als ein Leuchtturm der Tugenden der italienischen Schweiz und der lateinischen Kreativität, welche gesamtheitlich zur Pflege der Kulturhauptstadt der Schweiz beitragen».

Welche Rolle spielt der Bund?

«Unsere Geschichte weist uns den Weg. Die Schweiz ist eine Willensnation, die durch die Bereitschaft aller Beteiligten entsteht in Vielfalt zusammenzuleben. Eine Geschichte die beim Menschen beginnt, und unsere Einheit durch ihren sprachlichen und kulturellen Reichtum kennzeichnet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich um einen ewigen oder offensichtlichen Prozess handelt. Sie muss täglich gepflegt werden; beginnend bei der Anerkennung der Minderheitenrechte, die in unserer Verfassung verankert sind und vom Bund geschützt werden – der unter anderem als Vorbild für die Chancengleichheit der Sprachgemeinschaften in seinen Institutionen dient».

 

Die Verantwortung kehrt somit zurück und verteilt sich auf den Einzelnen.

«Nur mit einem kollektiven Engagement kann dieser Reichtum erhalten und gefördert, und somit die Rechte von Minderheiten unterstützt werden. Es ist eine gemeinsame Verantwortung, die durch die Grossveranstaltungen gefördert wird und der Einzelne ist dazu aufgerufen, sich für andere Sprachen und Sprachgemeinschaften zu öffnen. Die gesamte Gesellschaft sollte dazu beitragen: die Mehrsprachigkeit wird gestärkt und durch das Handeln aller bestimmt. Alle sind aufgerufen, Ihre Einheit in der Vielfalt wiederzuentdecken – was eine wunderbare Gelegenheit ist. In dem Sinne ist das Locarno Festival eine prächtige Bühne einer vereinten Schweiz».

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