La ricerca non ha prodotto risultati. Prova a modificare i tuo criteri di ricerca.
Turbulenter kann man sich einen Einstand wohl kaum vorstellen. Als ich das Abenteuer als Leiterin von Locarno Pro antrat, hätte ich mir nie träumen lassen, dass mein erstes Festival ausgerechnet ohne Publikum stattfinden würde, ohne diesen Funken, der immer wieder das typische Festivalfieber in mir entzündet hat: Dieses einzigartige, vitale Gemeinschaftserlebnis im August, wenn Locarno zum internationalen Zentrum des Autorenfilms und Locarno Pro zur Bühne für das unabhängige Filmschaffen wird. 354 Tage lang werden Beziehungen gepflegt, Kontakte geknüpft, Interessen geweckt, und dann endlich trifft man sich, lernt sich kennen, schüttelt Hände. Nicht so dieses Jahr. Mein erstes Jahr im Team von Locarno hat sich in jeder Hinsicht als das Jahr Null erwiesen, für mich und für das ganze Festival. Nach vielen Jahrzehnten muss das Festival erstmals wieder auf einen Teil von sich selbst verzichten und sich neu erfinden.
War es schwer? Ja, aber zugleich auch mächtig im wahrsten Sinne des Wortes. Denn was ohnmächtig ist, kann nur dazugewinnen. Das ohnmächtige Festival kann eine Chance werden, um das Potential seines Netzwerks voll auszunutzen und damit die fehlenden Begegnungen zu ersetzen. Ein Publikum ohne geografische Einschränkungen, online, wird unendlich. Die neue Situation kann eine Chance sein, um gemeinsam mit den Partnern zu wachsen, Schulter an Schulter die Herausforderungen zu meistern, im anderen die Kraft und das Rüstzeug zu finden, um ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Sie kann der Raum werden, um lauter und im Chor zu verkünden, dass wir von Locarno Pro bereits vor 18 Jahren diesen Blick ohne Grenzen möglich gemacht haben, und zwar durch Open Doors. Heute ist der richtige Moment, um eine Idee zu lancieren, die nicht an einen spezifischen Ort gebunden ist, dafür ein ganz bestimmtes Ziel hat.
So also sieht mein Jahr Null aus, unser Jahr Null, das sich als ideales Jahr erwiesen hat. Ideal für Ideen, die entstanden oder gefunden werden mussten. Das Jahr der virtuellen Begegnungen von StepIn 2020 mit Variety und von SwissBiz mit Cinébulletin. Das Programm von Locarno 2020 ist die virtuelle Bühne für Diskussionen, Begegnungen und Gemeinschaftsprojekte mit Autorinnen, Autoren und Produzierenden aus Ländern auf der anderen Seite des Erdballs, die noch nie so nah waren. Es ist das ideale Jahr, um Heritage Online ins Leben zu rufen, eine neue Plattform, bei der das filmische Erbe der Vergangenheit in die Zukunft projiziert wird und grosse Werke der Filmgeschichte auf die VoD-Plattformen gebracht werden. Dieses Internet-Projekt ist in diesem Jahr entstanden, weil wir lernen mussten, uns „anders zu begegnen“, bis es mit Locarno 2021 endlich wieder möglich sein wird, uns in die Augen zu schauen.
Kurz, mein Einstand hätte wahrscheinlich einfacher sein können, aber wohl kaum interessanter, lehrreicher und vielversprechender.
Wir haben zwar wieder bei Null angefangen, aber natürlich ausgerüstet mit einem unschätzbar reichen Erbe, das unsere Vorgängerinnen und Vorgänger hinterlassen haben, und mit einem klaren Horizont vor Augen. Und diesen Horizont werden wir alle gemeinsam mit Locarno 2020 – For the Future of Films zeichnen.
Englische und Italienische Übersetzungen der Website sind hier verfügbar.