Press Releases  ·  05 | 10 | 2017

Connect to Reality am Zurich Film Festival: Schweizer Produzenten sollen Unternehmer sein „Den Markt kennen und für den Markt produzieren“

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Zürich, 3. Oktober 2017– Rund 25 Persönlichkeiten aus der Schweizer Filmbranche haben am Montag im Rahmen des Zurich Film Festival an der Diskussionsveranstaltung Connect to Reality ein neues Produzentenbild für den Schweizer Film diskutiert und präsentiert. Ausgangspunkt war die Feststellung, dass angesichts des konstant tiefen Marktanteils des Schweizer Films im Inland und nur wenigen Kino- und Festivalerfolgen im Ausland endlich etwas geschehen müsse. In drei Gruppen geteilt haben die Teilnehmenden dieselben Fragestellungen besprochen und konkrete Handlungsempfehlungen entworfen.

„Der Filmproduzent muss mehr Unternehmer sein, seine Eigenverantwortung muss gestärkt werden, Erfolg muss belohnt werden, Misserfolg muss Konsequenzen haben.“ Das sind einige der Forderungen des halbtägigen Think Tanks, der zuvor im August am Locarno Festival begonnen hatte und im November am Geneva International Film Festival weitergeführt wird.

Mehr Geld für weniger Filme

Die Diskussionsrunde war sich einig, dass es in der Schweiz zu viele Produzenten gebe, aber zu wenige, die unternehmerisch denken und handeln. Aus dieser Erkenntnis haben zwei Gruppen unterschiedliche Handlungsempfehlungen formuliert. Die eine Gruppe fordert, dass erfolgreiche Produzenten in Zukunft automatisch auch für zukünftige Projekte gefördert werden; wer erfolglos produziert, hingegen in Zukunft nicht mehr gefördert wird. Die zweite Gruppe schlägt vor, ein begrenztes Budget für eine limitierte Anzahl von Debüts (Regie und Produzent) zur Verfügung zu stellen, um so grössere Budgets für erfahrene Produzenten zu ermöglichen. In dieselbe Richtung geht auch der Vorschlag, weniger Filme zu produzieren, die dann dafür mit mehr Geld ausgestattet werden. So würde die Schweiz endlich aus dem Mittelmass herausfinden.

Filmfördersystem erneuern

Die Teilnehmenden aus verschiedenen Berufszweigen und Organisationen waren sich zudem einig, dass die Rolle des Produzenten gestärkt werden müsse. Das wiederum sei nur durch ein neues Fördersystem zu erreichen. Mit einer automatischen Förderung soll der Erfolg belohnt und damit die Kontinuität unterstützt werden, mit einem einzuführenden Malus-System soll hingegen den erfolglosen Produzenten der Zugang zu weiteren Fördergeldern verwehrt werden.

Das Schweizer Filmfördersystem sei nicht den heutigen Realitäten angepasst, hiess es. Leider seien viele der eingereichten Gesuche nicht professionell genug. Zudem erhielten viele unausgereifte Projekte Fördergelder und werden dann so produziert. Darum soll als Hürde eine Einreichgebühr von z.B. CHF 1000 erhoben werden. Um zu verhindern, dass nicht drehbereite Projekte Förderung beantragen und erhalten.

Um dem gegenwärtigen Gesuchsmarathon entgegen zu wirken, schlägt eine der Gruppen eine Stärkung der regionalen Filmförderer vor. Erste Anlaufstellen sind die regionalen Förderer, die Nahe an Projekten und Personen sind, erst nach dieser Selektion besteht die Möglichkeit (allenfalls sogar automatisch) auf nationaler Eben gefördert zu werden. Dritte Stufe, wäre dann bei Eignung, die überregionale Förderung, u.a. via Media Desk, Mediaprogramme, Eurimages Koproduktionsabkommen.

Das bedeutet auch, dass generell höhere Anforderungen an den Produzenten gestellt werden. Für jedes Projekt müsse es eine individuelle Strategie geben, die auch Promotion und Auswertung beinhalte. Der Schweizer Film müsse wieder eine eigene positiv besetzte Marke werden. „Wir müssen den Markt kennen und für den Markt produzieren“, war sich die Runde einig.

Die Anschlussausgabe von Connect to Reality findet am 7. November, anlässlich des Geneva International Film Festival in Genf statt. Connect to Reality wird unterstützt der SSA - Société Suisse des Auteurs und Suissimage.

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