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Zwei Regisseurinnen aus der Schweiz und Argentinien erhalten je einen Pardo 2020 im Wert von 70'000 CHF für ihre Filmprojekte, die wegen der Corona-Pandemie unterbrochen werden mussten. Die internationale Jury von The Films After Tomorrow bestehend aus Nadav Lapid, Lemohang Jeremiah Mosese und Kelly Reichardt hat das politische Dokumentarfilmprojekt Chocobar der argentinischen Filmemacherin Lucrecia Martel ausgezeichnet. Sie setzt sich darin im Zusammenhang mit der Ermordung des Aktivisten Javier Chocobar im Jahr 2000 mit Fragen der Kolonisierung und der indigenen Kultur auseinander. Die Jury der nationalen Selektion bildeten Mohsen Makhmalbaf, Alina Marazzi und Matías Piñeiro. Sie zeichneten die Schweizer Regisseurin Marí Alessandrini für Zahorí aus. Die Geschichte spielt ebenfalls in Argentinien und handelt von der seltsamen Freundschaft eines 13-jährigen Mädchens mit Tessiner Wurzeln und einem alten Mapuche-Indianer in der patagonischen Steppe.
Den Sonderpreis internationalen Selektion, der Campari Award – Sonderpreis der Jury im Wert von 50'000 CHF erhält Miguel Gomes für Selvajaria (Savagery), einer freien Adaptation des historischen Romans Krieg im Sertão von Euclides da Cunha. Darin geht es um den Feldzug, den brasilianische Regierungstruppen Ende des 19. Jahrhunderts gegen die kleine Wüstensiedlung Sertão führten. Den Swatch Award für das innovativste Projekt (30'000 CHF) sicherte sich das philosophisch-politische Dokumentarfilmprojekt De Humani Corporis Fabrica (The Fabric of the Human Body) von Verena Paravel und Lucien-Castaing Taylor, zur bioethischen Gratwanderung einer hochtechnologisierten Medizin. Der SRG SSR Award (Fernsehwerbung im Wert von 100'000 CHF) in der Schweizer Selektion wurde Raphaël Dubach und Mateo Ybarra für LUX, ihren Dokumentarfilm über die Schweizer Armee, verliehen.
Die Sektion The Films After Tomorrow war das Herzstück der Festivalausgabe Locarno 2020 – For the Future of Films und diente der Unterstützung von Filmschaffenden, die ihre Produktionen wegen der Corona-Pandemie unterbrechen mussten.
Von Locarno 2020 werden ungewohnte Bilder in Erinnerung bleiben: eine leere Piazza Grande ohne Tausender applaudierender Filmfans und ohne Glamour auf dem roten Teppich. Dafür stand das Festival dank eines internationalen Online-Programms erstmals einem weltweiten Publikum offen. Es war eine besonders solidarische Ausgabe, geprägt von den Projekten von The Films After Tomorrow und von Förderinitiativen wie Closer to Life für die Kinos, die einen wichtigen Bestandteil der Filmbranche bilden und vom Lockdown besonders hart getroffen wurden. Gleichzeitig blickte das Festival nach vorne, stiessen die die kurzen und mittellangen Filme der Pardi di domani doch online wie auch im Kino auf grosses Interesse und reisten Schweizer Regisseurinnen und Regisseure nach Locarno, um ihre Filme dem Publikum persönlich zu präsentieren. Die Hauptpreise der Pardi di domani gingen an I ran from it and was still in it von Darol Olu Kae im internationalen Wettbewerb und an Menschen am Samstag (People on Saturday) von Jonas Ulrich im Schweizer Wettbewerb.
Auch die Vergangenheit spielte dieses Jahr eine wichtige Rolle, sei es dank dem neu zugänglich gemachten Festivalarchiv oder dank Filmen, die in der Geschichte des Festivals eine besondere Rolle gespielt haben. Dank der Open Doors Screenings und der Retrospektive Through the Open Doors Filme waren Filme aus dem globalen Süden und Osten neu- oder wiederzuentdecken. Und schliesslich hat diese Festivalausgabe einmal mehr gezeigt, wie unersetzlich die Kinoerfahrung ist, dank den Secret Screenings oder Filmen wie dem Eröffnungsfilm First Cow von Kelly Reichardt. Den Schlusspunkt von Locarno 2020 setzen morgen die Kurzfilme der Reihe Collection Lockdown by Swiss Filmmakers.
Die Liste aller Preisträgerinnen und Preisträger:
The Films After Tomorrow - Internationale Selektion
Die Jury der internationalen Selektion bestehend aus Nadav Lapid, Lemohang Jeremiah Mosese und Kelly Reichardt hat folgende Auszeichnungen vergeben:
The Films After Tomorrow - Schweizer Selektion
Die Jury der Schweizer Selektion bestehend aus Mohsen Makhmalbaf, Alina Marazzi und Matías Piñeiro hat folgende Auszeichnungen vergeben:
Pardi di domani
Die Jury der Pardi di domani bestehend aus Kiri Dalena, Mamadou Dia und Claudette Godfrey haben folgende Auszeichnungen vergeben:
Internationaler Wettbewerb
Nationaler Wettbewerb
Die Jugendjury Cinema&Gioventù hat folgende Auszeichnungen vergeben:
The Films After Tomorrow
Pardi di domani
Open Doors Screenings
Kurzfilme
Langfilme
Im Sinne der Web-Ausgabe von Locarno 2020 hat die Jury die Namen der Preisträgerinnen und Preisträger dieses Jahr online bekannt gegeben.
Die künstlerische Leiterin Lili Hinstin hat sich mit allen Preisträgerinnen und Preisträger von The Films After Tomorrow über die künstlerischen und wirtschaftlichen Aspekte ihrer Projekte unterhalten und mit ihnen über die immer noch spürbaren massiven Auswirkungen des gesundheitlichen Notstands auf die Filmindustrie im Allgemeinen gesprochen.
Die Gewinnerinnen und Gewinner der Pardi di domani haben ihre Reaktionen in Clips geteilt. Ebenfalls als Video verfügbar ist das Best of Open Doors Hub & Lab
Fotos und Video der Gewinnerinnen und Gewinner von Locarno 2020 – For the Future of Films sind hier verfügbar.
Das 74. Locarno Film Festival findet vom 4. bis 14. August 2021 statt.