Press Release  ·  04 | 08 | 2022

Das Locarno Film Festival, die Cinémathèque suisse, die RSI und die USI spannen zusammen und lassen die Archive des Festivals neu aufleben

Heute, 4. August 2022, wurde die Absichtserklärung verabschiedet, in der sich das Locarno Film Festival, die Cinèmathèque suisse, die Radiotelevisione svizzera (RSI) und die Università della Svizzera (USI) verpflichten, die Archive der Veranstaltung zu erhalten und aufzuwerten. Zunächst steht eine Phase der Katalogisierung, Identifizierung und Digitalisierung an. Danach werden die vier Unterzeichner spezifische Forschungs- und Förderungsprojekte des katalogisierten Materials unternehmen.

© Locarno Film Festival / Ti-Press, Massimo Pedrazzini

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Seit dem Jahr 1946 ist das Locarno Film Festival eine Plattform für den offenen Vergleich von kulturellen, sozialen und politischen Bewegungen und wird auf der ganzen Welt als Ort der Präsentation und des Dialogs rund um das Kino anerkannt. Um das wertvolle Erbe seiner Geschichte, seiner Ideen und seiner prägenden Persönlichkeiten zu erhalten, haben vier der wichtigsten kulturellen Institutionen der Schweiz – das Festival, die Cinémathèque suisse, die RSI und die USI – ihre Kräfte vereint und ein weitreichendes Projekt ins Leben gerufen, das die Archive der Veranstaltung erhalten und aufwerten soll. Die Archive werden dafür ins Forschungs- und Archivierungszentrum der Cinèmathèque suisse in Penthaz verlegt, Kanton Waadt.

In der ersten Phase, die im Forschungs- und Archivierungszentrum der Cinèmathèque suisse in Penthaz und unter dessen Führung stattfinden wird, werden die Materialien katalogisiert, identifiziert und digitalisiert. Die Zusammenarbeit der Förderer sieht vor, dass sie die eigenen Kompetenzen zur Verfügung stellen und sie danach spezifische Projekte aufnehmen, die die Materialressourcen aufleben lassen und es ermöglichen, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft zu erschaffen. Damit wird die Gegenwart aus freier und demokratischer Sicht gefüttert.

Marco Solari, Präsident des Locarno Film Festival, sagt dazu: «Neben der Architektur gehört das Festival zu den weltweit relevantesten und meist anerkannten Kulturprodukten des Kantons Tessin. Dank seinen Kurator/innen konnte diese Veranstaltung während 75 Jahren das Kino zu einem kritischen Werkzeug machen, das der Realität in die Augen schaut und kulturelle und politische Barrieren überwindet. So konnten sich Figuren entfalten, die die Geschichte des Kinos und des Gedankens geprägt haben. Dieses reichliche Vermögen soll erhalten werden und auch für die Zukunft relevant gemacht werden».

«Ich kenne die Wichtigkeit des Festivals und seiner Archiven gründlich und aus dem Inneren, sie erzählen das kulturelle, soziale, politische und wirtschaftliche Leben unseres Landes und stellen es im Vergleich zur Welt: Locarno deckte als erstes Festival die ersten Widerstandsbewegungen mittels Filmen von jungen Filmemacher/innen aus Ungarn, Tschechoslowakei oder Polen auf. Locarno zeichnete auch die Erneuerung des iranischen Kinos durch Abbas Kiarostami und vielen mehr aus. Unsere Institution wurde im Jahr 1948 gegründet und arbeitet seit den 50er-Jahren aktiv mit dem Festival zusammen, deshalb freut es mich, dass wir dieses Archiv bei uns aufnehmen können. Ausserdem freut es mich, dass die Spuren der Geschichte bestens bewahrt werden können und insbesondere von allen entdeckt und verwendet werden können»,  erklärt Frédéric Maire, Direktor der Cinèmathèque suisse.

Monica Duca Widmer, Präsidentin des Verwaltungsrates der Università della Svizzera italiana sagt: «Jeder Partner engagiert sich in dieser gemeinsamen Anstrengung mit den eigenen Spezifitäten. Die USI verfügt über die Kenntnisse und Methoden der eigenen Instituten, die Forschungs- und Förderungsprojekte des katalogisierten Materials unternehmen werden. Der grosse Reichtum der Archiven verspricht, dass man interessante Forschungsprojekte in verschiedenen Bereichen erstellen kann: von den Geisteswissenschaften zu den digitalen Technologien, von der Kunstgeschichte bis hin zur künstlichen Intelligenz. Ich bin mir sicher, dass diese Arbeit schnell Früchte tragen wird und sie wird es ermöglichen, dieses Vermögen zugunsten der Festivalliebhaber und der Gemeinschaft aufzuwerten.»

«Mit seiner 75-jährigen Geschichte hat das Locarno Film Festival in der Kultur und der Gesellschaft unseres Landes unauslöschliche Spuren hinterlassen. Seine Archiven bezeugen diesen gegangenen Weg und diese gilt es zu erhalten und mit anderen zu teilen. Die RSI hat das Festival auf diesem Weg begleitet und hat das Ganze zuerst mit dem Radio und später auch mit dem Fernsehen und dem Web dokumentiert. Durch diese Zusammenarbeit wird eine Übereinstimmung von Kompetenzen entstehen, die es ermöglichen wird, die Archiven des Festivals zu einem Werkzeug zu schaffen für Liebhaber, Wissenschaftler und für das ganze Publikum», beteuert Mario Timbal, Direktor der RSI Radiotelevisione svizzera.

Eine Zusammenarbeit, die offen ist für andere Synergien

Die Förderer werden inter- und transdisziplinär, intermedial und interkonnektiv zusammenarbeiten und schrittweise sollen andere relevante kulturelle und akademische Einrichtungen einbezogen werden. Ein Lenkungsausschuss bestehend aus einem oder mehreren Vertretern der einzelnen Förderer wird sie koordinieren. Das Projekt fügt sich in den Tätigkeiten der Plattform Locarno Media City ein, deren Ziel die Evolution von Locarno und der Region ist. Diese sollen zu einer «Media City» werden, in der die Technologien der audiovisuellen Medien die Art und Weise verändern, wie die Bewohner und die Besuchen die Kultur, das Gebiet und den Alltag erleben.